Symbolische Führung
Warum selbst Kleinigkeiten großen Einfluss haben
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Was also macht bei genauerer Betrachtung eine gute und erfolgreiche Führungskraft aus? Und wie kann man dieses Wissen umgekehrt nutzen, um Personen gezielt in der Ausübung ihrer Position zu unterstützen und verbessern? Typischerweise werden in diesem Zusammenhang Aspekte der Persönlichkeit (z.B. Charisma) oder spezifische Arten von Einstellungen oder Führungsverhalten genannt – ein populärer Klassiker ist z.B. die sog. „Transformationale Führung“ (dazu aber in einem zukünftigen Blogeintrag mehr). Solche Ansätze haben natürlich ihre Berechtigung und werden auch von uns entsprechend in der Beratung berücksichtigt. Eine optimale Lösung für komplexe Probleme erfordert unserer Meinung nach allerdings die Betrachtung und Integration möglichst vielfältiger Blickwinkel. Letztlich setzt erfolgreiche Führung mehr voraus als nur eine „passende“ Persönlichkeit oder die Beachtung spezifischer Verhaltenstipps in einzelnen Situationen – Es geht nicht nur darum, WAS ein Vorgesetzter macht, sondern insbesondere um das WIE. Ein überzeugendes Gesamtbild ist letztlich Trumpf. Dabei wird ein Aspekt besonders häufig vernachlässigt: Die Bedeutung von Symbolik im Führungsverhalten, die unbemerkt die Wirkung ansonsten effektiver Führung sabotieren kann. Richtig eingesetzt kann sie umgekehrt aber sogar bewusst und gezielt genutzt werden, um die positiven Effekte noch zu verstärken!
Zur besseren Veranschaulichung soll an dieser Stelle ein prototypisches Fallbeispiel dienen, das sich so oder so ähnlich in verschiedensten Unternehmen abspielen könnte: Ein eigentlich freundlicher und kompetenter Chef wundert sich darüber, dass er keinen guten Draht zu seinen Mitarbeitern bekommt, obwohl er sich bemüht, für diese ein offenes Ohr zu haben. Zwar hält er die Tür zu seinem Büro im Obergeschoss stets geschlossen, um konzentrierter arbeiten zu können, Mitarbeiter können über seine Sekretärin aber jederzeit einen Gesprächstermin vereinbaren. Er gibt sich außerdem Mühe, regelmäßig verbal Wertschätzung auszudrücken, kommuniziert auch sonst gut und konstruktiv und ergreift Maßnahmen zur Verbesserung der Motivation (z.B. Boni). Außerdem bietet er eine angemessene Bezahlung und hat extra ein detailliertes Zeiterfassungssystem installiert, um eine ordentliche Abrechnung zu gewährleisten. Trotzdem scheinen die Mitarbeiter sich dem Unternehmen nicht besonders verbunden zu fühlen – sie arbeiten zwar vernünftig, zeigen aber kaum Eigeninitiative und strengen sich weder übermäßig an noch sind sie bereit, in Situationen mit besonderer Belastung temporär Überstunden zu machen. Nun stellt sich die Frage, warum das an sich gute Verhalten des Chefs nicht die gewünschte Wirkung entfaltet. Hierbei steckt der Teufel wie so oft im Detail.
Zu häufig konzentriert man sich nämlich ausschließlich auf das konkrete Verhalten und es werden Begleiterscheinungen der Ausführung ignoriert, die große symbolische Wirkung entfalten. Im konkreten Fall steht der Versuch, auf Verhaltensebene Wertschätzung und Nähe auszudrücken, im Widerspruch zu der Symbolik, die sich z.B. durch die geschlossene Bürotür und die Lage des Büros ausdrückt. Als Führungskraft muss man sich jederzeit der Tatsache bewusst sein, dass jede eigene Geste, Tonlage, Haltung etc. von Mitarbeitern interpretiert und in einen Zusammenhang gebracht wird, um Rückschlüsse auf Werte und Ziele zu ziehen. Zusätzlich können auch organisationale Strukturen oder Abläufe, ja selbst die Einrichtung von Büros unterschiedlich wahrgenommen werden und Bedeutung haben. Die geschlossene Tür vermittelt bspw. eher das Gefühl, dass der Chef nicht mit den Anliegen der Mitarbeiter belästigt werden möchte. Die Lage des Büros im Obergeschoss – also über denen der Mitarbeiter – verstärkt den Eindruck von hierarchischer Distanz. Die Einführung der Arbeitszeiterfassung mag gut gemeint sein, signalisiert aber ohne weitere Kommunikation eher mangelndes Vertrauen und die Notwendigkeit der Überwachung.
Letztlich symbolisiert jedes Führungsverhalten die Werte und Überzeugungen des Unternehmens. Dies bedeutet einerseits, dass Sie als Führungskraft Ihren Blickwinkel um die Perspektive der Mitarbeiter erweitern und sensibel für die Wirkungen selbst kleinster Gesten werden sollten. Andererseits sollten Sie symbolische Führung gezielt einsetzen, um z.B. den Mitarbeitern ein Gefühl der Wertschätzung und Bedeutung zu vermitteln und so Commitment und Motivation zu stärken. Wichtig ist dabei insbesondere der Blick auf Konsistenz und Authentizität! Wer hierfür z.B. Mitarbeitergeburtstage gezielt instrumentalisieren möchte, muss sich folgender Stolpersteine bewusst sein: Einerseits ist ein liebloses, mit Mengenrabatt für alle Mitarbeiter einheitlich bestelltes Geschenk schlechter als überhaupt keines – und glauben Sie nicht, dass ihre Mitarbeiter dieses nicht als solches erkennen! Genauso wenig wirkt es authentisch, wenn der Chef die Gratulation als sichtbares Event vor der gesamten Belegschaft inszeniert ohne aber echte und glaubhafte Freude zu zeigen. Wird die Absicht durchschaut, kann sich die Wirkung sehr schnell ins Gegenteil verkehren. Zuletzt muss außerdem angemerkt werden, dass selbst ein und dieselbe Handlung ggf. je nach Mitarbeiter auch unterschiedlich ankommen kann. Während der eine es als Zeichen für mangelndes Vertrauen auffasst, wenn der Chef sich stark in die Arbeit einmischt, deutet der andere dies vielleicht eher als aufrichtiges Interesse. Dies mag entmutigend wirken, weil man es nicht gleichzeitig allen recht machen kann. Dennoch ist der Blick auf die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Führungsverhalten essentiell, um zumindest die potentiell schädlichsten Auswirkungen antizipieren und vermeiden zu können. Im Idealfall kann das Verhalten aber auf den einzelnen Mitarbeiter angepasst werden, um maximal profitieren zu können!
Sollten Sie zu den Schwierigkeiten und Chancen oder der konkreten Umsetzung und Gestaltung von symbolischer Führung noch Fragen haben, so steht Ihnen unser Team bei aiuva gerne zur Verfügung! Zögern Sie nicht, uns entsprechend zu kontaktieren.