Personalmarketing
Die Qual der Wahl statt “Best of the Rest”
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Mit Personalmarketing geeignete Bewerber für Ihr Unternehmen begeistern
Während große Unternehmen immer mehr in Personalauswahlprozesse investieren, um die absoluten Toptalente aus einem riesigen Pool an Bewerbern auszuwählen, stehen kleinere und mittelständische Unternehmen häufig vor einem ganz anderen Problem: Die Anzahl der Bewerber ist dort häufig so gering, dass die Entscheider nicht wirklich nach harten Kriterien aussortieren können. Diese Situation betrifft viele Branchen. Sich innerlich mit dem „Best of the rest“ abzufinden, kann fatale Folgen haben. Im Worst-Case erscheint kein einziger Kandidat geeignet. Qualifizierte Mitarbeiter sind der Kern vieler Geschäftsmodelle.
Wie aber kann es gelingen, die richtigen Kandidaten für das eigene Unternehmen zu begeistern? Wie sorgt man dafür, dass ein größerer Pool an Bewerbern zur Wahl steht und diese im Durchschnitt auch besser für die jeweilige Stelle bzw. das eigene Unternehmen geeignet sind? Aus psychologischer Sicht kann die Lösung nur die Etablierung eines effektiven Personalmarketings sein. Dies bezieht sich zunächst auf alle Maßnahmen und Aktivitäten des Unternehmens, die darauf abzielen, Personen für eine Mitarbeit im Unternehmen zu gewinnen. Zentral ist die Bewerberansprache, bei der neben klassischen Stellenanzeigen mittlerweile Blogs, Podcasts und soziale Netzwerke neue Chancen eröffnen, sich von der Konkurrenz abzuheben. Das Ziel muss sein, aus potenziellen auch tatsächliche Bewerber zu machen. Hierfür werden die Einflussfaktoren angepasst, die sich auf die Job-Wahl auswirken. Beispielsweise enstehen Berufswahlmotive nicht nur aufgrund von Interessen und Neigungen. Auch die Passung von Merkmalen der Person und der konkreten Arbeitsstelle bzw. Organisation ist entscheidend. Nutzen Sie als Unternehmen dieses Wissen, um z.B. über eine entsprechende Außendarstellung von eigenen Werten gezielt bestimmte Persönlichkeiten anzusprechen. Fehlende Informationen über die vakante Stelle, Befürchtungen des Bewerbers, nicht geeignet zu sein, sowie eine geringe wahrgenommene Attraktivität der Stelle, gehören zu den häufigsten Gründen für unterlassene Bewerbungen. Dies sollte bei der Planung von Personalmarketing-Maßnahmen berücksichtigt werden. Dazu zählen die Gestaltung von Stellenanzeigen, der eigene Internetauftritt oder Maßnahmen zur internen Talentförderung.
Letzteres berührt gleichzeitig einen weiteren wichtigen Aspekt: Personalmarketingmaßnahmen dürfen nicht nur auf den externen Arbeitsmarkt gerichtet sein, sondern sollten insbesondere auch den Blick nach innen öffnen. Gerade wenn es um die Besetzung von wichtigen Stellen geht, ist ein langjähriger Mitarbeiter oft die bestmögliche Lösung. Dieser verfügt möglicherweise nicht nur über die objektiv relevanten Fähigkeiten, sondern auch über Wissen um interne Regeln und Prozesse – der zeit- und kostenaufwändige Einarbeitungsprozess entfällt.
Ein umfassendes Personalmarketing bezieht sich aber nicht nur auf die Gewinnung neuer Interessenten, sondern soll darüber hinaus auch den Einstieg und Übergang in die Organisation erleichtern und neue Mitarbeiter möglichst langfristig binden. Es wäre schließlich eine unnötige Verschwendung von Ressourcen, wenn Sie nach langfristigem Auswahlprozess geeignete Bewerber identifiziert haben, diese dann aber die Stelle gar nicht antreten oder bereits nach kurzer Zeit das Unternehmen wieder verlassen. Neben dem Einsatz von Personalauswahlmaßnahmen, die Bewerber nicht sofort vergraulen, spielt hier z.B. eine realistische Tätigkeitsvorschau eine wesentliche Rolle, die extremen Erwartungsenttäuschungen und dadurch letztlich Kündigungen vorbeugen kann. Zu empfehlen ist außerdem eine zügige Bearbeitung von eingegangenen Bewerbungen, da gerade höher qualifizierte Bewerber eine späte Rückmeldung negativ wahrnehmen und sich in diesem Fall eher für ein konkurrierendes Stellenangebot entscheiden.
Die aufgezählten Punkte mögen beim Lesen selbstverständlich klingen. Ihre praktische und effektive Umsetzung im eigenen Unternehmen gestaltet sich aber häufig weniger einfach als gedacht und sollte daher nicht unterschätzt werden!